Psilocybin hilft gegen Depressionen, selbst solche die als „untherapierbar“ gelten. Das ist der Stand der Forschung, aber was heisst das genau?
Was wir wissen:
- Psilocybin fördert das Nervenwachstum und die Verarbeitung von Traumata.
- Es ist eines der stärksten Psychedelika der Welt, doch die Völker die damit seit Jahrtausenden arbeiten interessieren die westliche Medizin kaum.
- Pilze in kleinen Mengen fördern bessere Laune und ermöglichen allmähliches „Umprogrammieren“ des depressiven Gehirns durch Neuroplastizität.
Depression ist ganz vorne mit dabei bei Gründen, warum Menschen Microdosing ausprobieren. Zauberpilze sollen dem Gehirn helfen, sich nicht nur kurzfristig gut zu fühlen sondern langfristig neu zu vernetzen und die Depressionen so zu verlernen.
Denn bei Menschen mit Depressionen ist das Default mode network überaktiv, ein Areal des Gehirns das dafür verantwortlich ist, was wir denken wenn wir untätig sind. Depressive Menschen sind quasi Gefangene in ihrem eigenen Geist und in sich immer wiederholenden, negativen Gedankenschleifen.
Die Forschung hat gezeigt, dass der Wirkstoff aus Zaubertrüffeln oder Pilzen dieses Netzwerk DMN weniger aktiv machen. So kommen Menschen heraus aus ihrem Kopf und rein ins hier und Jetzt. Und dort findet wahre Heilung statt.
Die Gehirnaktivität die durch den Pilz begünstigt wird weist übrigens erstaunliche Ähnlichkeit auf mit der, die durch im Meditation entsteht.
Das Ziel von Meditation ist das loslösen von obsessiven und Leid verursachen denn Gedankenmustern. Das gleiche Ziel erreicht man durch microdosing chemisch. (Gerade so, als hätte die Natur nicht gewollt dass Menschen depressiv bleiben…)
Hirnchemie
Microdosing mit Zaubertrüffeln erzeugt bessere Stimmung, mehr Flow Zustände und sogar Wachstum neuer Hirnzellen und Synapsen.
Richtig gelesen, das Gehirn kann auch bis ins hohe Alter noch wachsen und selbst tiefenpsychologische Programme neu erlernen. Als Beispiel, ein Atheist erlebt eine Nahtoderfahrung und begegnet Gott. Dieses einschneidende Erlebnis wirkt sich nicht nur auf sein Denken und Fühlen aus, sondern auch physisch auf sein Gehirn.
Psilocybin hilft dabei, eine ähnliche Umprogrammierung sanft und bewusst zu erwirken.
Es dockt an den Serotonin Rezeptor 5HT2A an. Dieser Rezeptor steuert die Ausschüttung von BDNF ( körpereigener Nervenwachstumsfaktor) – ein Stoff der neue Zellen entstehen lässt.
Auch körperliche Symptome der Depression, wie z.b erhöhte Entzündungswerte werden durch Microdosing positiv beeinflusst.
Ob dabei erst die Entzündung gesenkt wird und sich dadurch das Empfinden bessert, oder umgekehrt? Das ist noch nicht ganz raus, ist aber auch nicht so wichtig – wichtig ist, Körper und Geist sind untrennbar und werden beide positiv beeinflusst.
Was sagen Forschung und Erfahrung?
Depressionen sind Einer der hauptgründe dafür, dass Zauberpilze momentan in aller Munde sind (Hehe.)
Seit den 2000ern hat es nämlich mehrere Studien gegeben die gezeigt haben, dass nichts so gut gegen Depressionen hilft wie psilocybin.
In Verbindung mit gesprächstherapie und viel Vorbereitung hat man Probanden mit Therapie resistenter Depressionen pilocybin verabreicht.
Das Ergebnis war Bahn brechend.
Bis zu 6 Monate nach der Behandlung berichtete mein großteil der Teilnehmer, völlig frei von Depression zu sein. Allerdings äußerten sie auch vermehrt den Wunsch, die Erfahrung zu wiederholen.
Außerhalb von Studien ist der Zugang zu psilocybin gestützte Therapie allerdings in vielen Ländern schwierig.
Wo gibt es psilocybin gestützte Therapie gegen Depressionen ?
Derzeit werden Magic mushrooms oder deren Wirkstoff in mehreren Ländern erfolgreich im therapeutischen Rahmen gegen Depressionen eingesetzt.
Dazu gehören unter anderem Kanada, Australien und die Schweiz.
Die wartelisten sind lang, doch die Tatsache dass immer mehr Therapeuten die Approbation zur Nutzung von psilocybin erhalten, lässt Hoffnung zu. Bisher ist eine solche Behandlung leider noch sehr teuer.
Gleichzeitig hat jedoch das FDA, die amerikanische food and drug Administration 2024 das zweite Jahr in Folge psilocybin auf die Liste der unbedingt stärker zu erforschenden Stoffe gesetzt. Grund dafür ist vor allem seine extreme Wirkung gegen Depression.
Die Zukunft der mentalen Gesundheit
Und in den 60ern sind zahlreiche Studien mit Magic mushrooms veröffentlicht worden. Obwohl diese zum größten Teil nicht den heutigen akademischen Standards entsprechen, waren die Ergebnisse jedoch ziemlich eindeutig.
Nicht nur dass die meisten Teilnehmer die Erfahrung als herausragend positiv für ihre mentale Gesundheit einstufen. Viele bezeichneten sie auch als eines der einschneidendsten und wichtigsten Erlebnisse ihres Lebens.
Es war auch zu dieser Zeit, dass psilocybin microdocing zum ersten Mal auf den Markt kam.
Unter dem Namen indocybin verkaufte es die Firma Sanders, für die damals albert Hofmann arbeitete. Eine Tablette entsprach genau einer heutigen standarddosis von einem Milligramm.
Das ist der wirkstoffgehalt den man etwa in 0,1 Gramm Pilzen oder einem Gramm frischer Trüffel findet.
Dass Microdosing herausragende Effekte auf das wohlbefinden hat, war also damals bereits klar.
1971 wurde psilocybin dann durch die Vereinten Nationen auf die Liste nicht handelsfähiger Stoffe gesetzt. Die Forschung kann damit zum Erliegen und geriet größtenteils in Vergessenheit.
Doch genau die Menschen, die in den 60ern von der zauberpilzerfahrung profitierten, sollten Jahrzehnte später die Stars der psychedelischen Forschung werden.
So z.b Roland griffiths. Er war es, der 2016 eine Studie nach modernsten akademischen Standards veröffentlichte die zweifelsfrei zeigte, dass enormes Potenzial in zauberpilzen steckt.
Probanden verloren nicht nur ihre Angst vor dem Tod, sondern wurden auch Depression und nikotinsucht in nur einer Sitzung los. Das sind Ergebnisse die noch kein anderer Stoff bei Menschen erreicht hat.
Woher kommt der Begriff Microdosing?
Der Begriff Microdosing wurde von psychedelischen Forscher James Fadiman geprägt. Mit seinem Buch The psychedelic Explorers guide stellte er das Konzept der Welt vor.
Obwohl Fadimans Substanz in erster Linie LSD war, haben sich die Erwartungen die Menschen an Microdosing haben fast nahtlos auf Zauberpilze übertragen, nämlich weniger Stress, mehr Fokus.
Mit einigen Änderungen: während bei LSD vor allem Produktivität und coding im Vordergrund steht, (warum es auch im silicon Valley so beliebt ist), stehen bei zauberpilzen in erster Linie emotionaler Heilung und Aufbau des Nervensystems im Vordergrund.
Wie Mikrodosiert man also gegen Depressionen?
Langsam und achtsam.
Ja, Zauberpilze haben einen unmittelbaren, antidepressiven Effekt, selbst in kleinen Mengen.
Das große Ziel ist jedoch das endgültige Besiegen der Depression an ihrer Wurzel und das ist ein Marathon, kein Sprint.
Mit Depressionen zu leben wirkt sich auf jeden Bereich des Lebens aus. Von Beziehungen bis Wohnort, Lebensstil, Gewohnheiten, Glaubensgrundsätze und Körpergefühl, alles ist betroffen.
Anfangen ist zum Glück einfach und da Microdosing kaum Zeit und wenig Geld in Anspruch nimmt, auch das durchhalten.
Dabei hilft es enorm, den Prozess des „Umprogrammierens“ des Gehirns noch besser zu verstehen.
Menschen sind Gewohnheitstiere und um Energie zu sparen, hat das Gehirn viele Denkprozesse automatisiert.
Das kann lebensrettend sein („bei rot trete ich auf die Bremse“), aber auch sehr einschränkend („immer wenn ich an meinen Ex denke, bin ich super gestresst und bekomme Nackenschmerzen.“)
Durch das häufige Wiederholen der gleichen denkmuster werden diese physisch in den Aufbau unseres Gehirns einbetoniert. Außergewöhnlichen nervenbahnen werden Nerven-Autobahnen, die viel genutzt werden und einen beträchtlichen Einfluss auf unser lebensgefühl haben.
Eine so festgefahrene Struktur um zu programmieren ist möglich, dauert aber. Aber hey! Zeit verstreicht sowieso und um noch mal daran zu erinnern, es ist noch kein effektiveres Kraut gewachsen gegen Depressionen.
Wir können den Prozess aber beschleunigen, indem wir unsere durch Mikrodosis erhöhte Lernfähigkeit nutzen. Etwa dafür, bewusst neue Gewohnheiten und Glaubensmuster zu trainieren.
Dabei helfen Dinge wie Tagebuch führen, gesprächstherapie, Traum Analyse und das bewusste Setzen von Zielen die unserer Gesundheit und unserem Selbstwertgefühl gut tun.
Man kann das Microdosing also nutzen, um leichter seine Heilungsreise zu starten („den Arsch hoch zu bekommen“ – wie eine) aber eben auch langfristig zur Unterstützung.
Kann ich mit Mikrodosierung Antidepressiva ersetzen?
Ja, viele Menschen nutzen die Psilocybin-Mikrodosierung, um erfolgreich von ihren Antidepressiva abzusetzen. Dies wird jedoch von den meisten Psychiatern nicht empfohlen. Behalte dies im Hinterkopf.
Wenn du es trotzdem versuchen willst, scheint es so für die meisten Leute am besten zu funktionieren:
- Finde deine persönliche Mikrodosis. Für Menschen, die Antidepressiva einnehmen, kann das oft mehr als die Standarddosis sein, aber achte darauf, dass du die Dosis nur langsam im Laufe der Tage erhöhst.
- Fahre mit deinem Antidepressivum fort, bis du eine Dosis von Psilocybin-Pilzen gefunden hast, mit der du gut zurechtkommst. (Du solltest dich weder deprimiert noch high fühlen).
- Setze langsam die Antidepressiva ab. Achtung, plötzliches Weglassen statt langsames Ausschleichen kann heftige negative Folgen für Körper und Geist haben!
- Verringere schrittweise die Menge der Mikrodosierung (wenn sich dein Körper von den Nebenwirkungen der Antidepressiva erholt, wird er wieder empfindlicher, sodass du weniger brauchst.)
Quellen
Deutscher Artikel: Psilocybin gegen Depressionen
https://www.zi-mannheim.de/institut/news-detail/mit-psilocybin-gegen-depression.html
Roland Griffiths (legendäre) Studie
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5367557
über Microdosing
https://thethirdwave.co/psychedelics/shrooms/#microdosing
Psilocybin gegen Depressionen
https://www.nature.com/articles/d41586-022-02872-9
Mit Zauberpilzen das depressive Gehirn „umprogrammieren“
https://www.ucsf.edu/news/2022/04/422606/psilocybin-rewires-brain-people-depression